„Warum dürfen die Erwachsenen immer alles bestimmen?“

Gestern hat es mich kalt erwischt: Meine älteste Tochter und ich waren spazieren gegangen und auf einmal fragt sie mich diese Frage aus heiterem Himmel. „Warum dürfen die Erwachsenen eigentlich immer alles bestimmen?“ Wer hat diese Frage nicht auch schon einmal gehört?

Ich stutze, überlege fieberhaft was ich ihr darauf antworten könnte, denn als Eltern ist man es gewohnt, dass man immer eine Antwort parat hat. Doch dann fällt es mir ein: „Du bist Coach, Du muss rein garnichts wissen!“

Also antworte ich ihr: „Ich verstehe Deine Frage. Ja, findest du das? Was würdest Du denn gerne bestimmen?“

Sie überlegt, doch spontan fällt ihr nichts ein. Doch nun sind wir mitten im tiefen Seelenleben eines Kindes.

Von Geburt an hat jeder Mensch die Anlage dazu gerne Verantwortung zu übernehmen und in Führung zu gehen. Wenn man Kinder aufmerksam beim Spielen, beispielsweise beim Bauen einer gemeinsamen Sandburg mit Geschwistern oder Spielkameraden beobachtet, wird man folgendes erkennen:

Wenn die Erwachsenen um jede Änderung der Herarchie kämpfen und Angestellte grundsätzlich am Chef/an der Chefin herumnörgeln, nimmt jedes Kind ganz natürlich eine Rolle im Gruppengefüge ein. Das klingt dann so ähnlich:

„Ich hole Schaufeln!“

„Hier ist nasser Sand. Das ist eine gute Stelle. Kommt alle her!“

„Lasst uns noch einen Tunnel bauen, okay?“

„Gute Idee, Du gräbst hier und ich grabe auf der anderen Seite!“

Kinder brauchen nur wenige Minuten und dann sind sie Team. „Wie kriegen wir das zusammen hin? Was kann jeder beitragen?“, ist die Einstellung. Es geht begeistert um die Sache, um das Ziel, statt um erbitterte Machtkämpfe, so wie Erwachsene sie häufig austragen. Jeder der möchte, nimmt eine natürliche Autorität ein und wenn sich jüngere Kinder streiten, schlichten ältere Kinder meist klar und unkompliziert.

Dieser kleine Moment hat mich weicher und neugieriger gemacht auf meine Tochter und gespannt beobachte ich im Laufe des Tages, wie sie sich mit ihrer Intelligenz einbringen möchte und für die ganze Familie ein Beitrag ist, in dem sie ein paar Entscheidungen trifft. „Heute gibt es Nudelsuppe zum Abendbrot und danach lese ich meinen Schwestern etwas vor!“ „Wieso nicht?“, denke ich, und grinse in mich hinein. Folgen und nachgeben kann so angenehm sein und ihr Service ist ein Dank für meine Wertschätzung.

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